Zu dieser Bewertung kam die Landesgruppe Baden-Württemberg des Verbands der niedergelassenen Ärzte Deutschlands (NAV-Virchow-Bund) bei ihrer regionalen Jahreshauptversammlung.
„Die Digitalisierung wird geradezu frenetisch als Heilsbringer unseres Gesundheitssystems gefeiert“, warnte die Landesgruppenvorsitzende, Dr. Brigitte Szaszi. Digitalisierung bedeute nicht zwangsläufig eine bessere medizinische Betreuung der Patienten. „Gute Medizin basiert auf einer ausgezeichneten Aus- und Weiterbildung, einer gründlichen Untersuchung, Erfahrungswerten, einer von Empathie getragenen Kommunikation zwischen Arzt und Patient sowie einem Zeit und Aufwand gerecht werdenden Austausch der verschiedenen an der Therapie beteiligten Fachgruppen“, so Szaszi weiter. Digitalisierung müsse zum Ziel haben, dass mehr Zeit bleibt für das ärztliche Gespräch: „Wir wollen nicht noch mehr Zeit am Computer verbringen.“ Sollte es nicht gelingen, dass modernste Technik Zeit einspart, die dem Gespräch zwischen Arzt und Patient zugutekommt, werde die Frustration für zukünftige Ärztegenerationen weiter steigen. „Checklisten, Leitlinien und Standards sind sinnvoll und wichtig, aber Menschen und Diagnosen sind eben nicht immer standardisiert. Es ist oft wichtig, Hintergründe zu kennen oder zu erfragen, den Menschen als Ganzes zu erfassen“, so die Allgemeinmedizinerin Szaszi. Und das geschehe eben nur im direkten Austausch. „Hüten wir uns davor, zu glauben, dass die Digitalisierung das Allheilmittel unseres kranken Gesundheitssystems ist. Die eigentliche Problematik – den Ärztemangel – wird sie nicht lösen.“
Quelle: Pressemitteilung des NAV-Virchow-Bundes vom 02.10.2019