Das Internetmagazin Medscape berichtet am 13.06.2018: “Beim Hauptstadtkongress (HSK) Medizin und Gesundheit 2018 wurde diskutiert, wie Künstliche Intelligenz die Arbeit von Ärzten ersetzen kann… Den Auftakt machte die Gesundheitshelferin ‘Ada’, die bei der Kongress-Eröffnung vorgestellt wurde: eine auf künstliche Intelligenz (KI) beruhende App, die Krankheiten erkennen kann. Entwickelt wurde sie vom Neurowissenschaftler Dr. Martin Hirsch, einem Enkel von Werner Heisenberg. ‘Welcher Arzt kann sich 7.000 Erkrankungen merken?’, fragte Hirsch, der nach 7-jähriger Entwicklung die App in Berlin präsentierte. Bei Ada geben Nutzer ihre Symptome ein, dann spuckt der Algorithmus mehrere Verdachtsdiagnosen aus… ‘Ada stellt dir einfache, relevante Fragen und vergleicht deine Antworten mit Tausenden von ähnlichen Fällen, um die wahrscheinlichste Ursache für deine Symptome zu finden’, stellt sich die App auf der Firmenseite der Ada Health GmbH vor.“
Die Eigenwerbung von Ada will suggerieren, die Nutzer*innen würden mit der Nutzung dieser App etwas für Ihre Gesundheit tun und könnten zugleich dadurch im Krankheitsfall viel Zeit sparen.
Quelle: Ada Health GmbH
Mehrere Krankenkassen, darunter auch die Techniker Krankenkasse (TK), trauten dieser Werbung, arbeiteten mit der Ada Health GmbH und bieten sie ihren Versicherten an.
Nach Recherchen des IT-Technikers Mike Kuketz und entsprechenden Berichten über massive datenschutzrechtliche Mängel hat die TK vor wenigen Tagen die Zusammenarbeit mit der Ada Health GmbH beendet. Und das sehr gründlich. Selbst Spuren dieser Zusammenarbeit sind auf der Homepage der TK nicht mehr zu finden.
Quelle: Techniker Krankenkasse
Eine Mitteilung über das Ende der Zusammenarbeit mit der Ada Health GmbH und die Gründe dafür sucht man auf der Homepage der TK aber vergeblich. Schlechtes Gewissen?
Über den Umfang der datenschutzrechtlichen Mängel von Ada informiert heise online am 04.12.2019 wie folgt: „Nach ersten Analysen von Mike Kuketz hatte das Computermagazin c’t dessen Vorwürfe bestätigt, dass die Ada-App unter anderem Informationen zu Krankheitssymptomen und den Namen der Krankenkasse an Internet-Analysedienste wie Amplitude und Facebook übertragen hatte. Die in Berlin ansässige Firma hatte daraufhin ein Update der Ada-App veröffentlicht, in dem die beanstandeten Übertragungen von c’t nicht mehr festgestellt werden konnten… Das Computermagazin c’t hatte darüber hinaus Passagen in der damals aktuellen Datenschutzerklärung der ADA-App beanstandet. Offenkundig rechtliche Fehler wurden von Ada inzwischen entfernt und… erheblich überarbeitet. Zusätzlich entfernte Ada inzwischen ein TÜV-Siegel, mit dem die App im App Store beworben wurde. Der TÜV Nord erklärte dazu gegenüber c’t, dass die auf dem Siegel genannte Norm ISO 27001 dem Unternehmen ein funktionierendes Informationssicherheitsmanagementsystem bescheinigt. Allerdings würden in diesem Zusammenhang keine Produkte wie die ADA-App geprüft. Eine Platzierung des Siegels auf der Kaufseite der App sei daher zumindest missverständlich.“
Und weiter: „Die Berichterstattung über die Datenschutzmängel hatte offensichtlich auch Einfluss auf die Installationszahlen der Ada-App. Rangierte sie zuvor unter iOS im Bereich ‚Gesundheit & Fitness‘ des App Store stets unter den an meisten geladenen Gratis-Apps, so ist die Ada-App derzeit unter den Top 200 nicht mehr zu finden.“
Was lernen wir daraus? Wenn ich im Bereich Datenverarbeitung etwas nutze, was nichts kostet, bin ich nicht Kunde, sondern Produkt. Ich zahle mit meinen personenbezogenen Daten. Bei Ada mit meinen sensiblen Gesundheitsdaten.