Es sind nicht nur die „großen Player“ wie die TK, die AOK, die Allianz Private Krankenversicherung oder Firmen wie Vivy oder Vitabook, die mit Gesundheits-, Behandlungs- und Medikationsdaten Geld verdienen wollen. Auch der Deutsche Hausärzteverband (nach eigenen Angaben hat er 30.000 Mitgliedern) hat sich der Digitalisierung des Gesundheitswesens verschrieben. Unter dem Stichwort „Digitalisierung„ erklärt der Verband: „Moderne Informations- und Kommunikationstechnologien bergen ein großes Potenzial, um die der medizinischen Versorgung zu verbessern – wenn sie denn richtig eingesetzt werden! In Deutschland wird dieses Potenzial bisher jedoch kaum genutzt… Wir setzen uns für eine bessere Integration moderner Kommunikationsmittel im Praxisalltag ein…“ Deshalb hat der Verband folgerichtig mit der GWQ ServicePlus AG und der Egopulse Deutschland GmbH eine eigene App entwickelt, um auch ein Stück vom Daten-Kuchen zu naschen.
Die GWQ ServicePlus AG meldet am 28.09.2018: „Ab dem 01. Januar 2019 wollen die GWQ ServicePlus AG und die egopulse Deutschland GmbH in Kooperation mit dem Deutschen Hausärzteverband e.V. den Betriebs- und Innungskrankenkassen Egopulse anbieten. Über diese TÜV-zertifizierte App können Hausärzte und ihre Patienten zukünftig sicher, einfach und strukturiert miteinander kommunizieren und die Versorgungsprozesse so gemeinsam verbessern. Gestartet werden soll in elf Bundesländern. Ab Juli 2019 soll Egopulse bundesweit angeboten werden…“
Datenschutz (?!?) wird bei Egopulse groß geschrieben – sagen jedenfalls die Verkäufer des Produkts: „‚Wie bei allen Produkten der egopulse Deutschland GmbH liegt unser besonderer Schwerpunkt in der Praxiseffizienz und dem Datenschutz. Durch die Zertifizierung als ‚Trusted Application‘ durch TÜV IT und eine Zwei-Faktor-Authentifizierung bieten wir höchstes Schutzniveau. Wir vermeiden konsequent die Speicherung sensibler Sicherheitsschlüssel- oder Daten-Ablage auf dem Handy‘, so Dr.-Ing. Lutz Kleinholz, Geschäftsführer der egopulse Deutschland GmbH. ‚Da die Daten bei den Ärzten im Rechenzentrum liegen, erreichen wir zusätzlich auch Beschlagnahmeschutz und gewährleisten die ärztliche Schweigepflicht.'“
Die Wortwahl „Daten bei den Ärzten im Rechenzentrum„ lässt aufhorchen. Damit dürfte nicht die Speicherung der Gesundheits- und Behandlungdaten in der einzelnen Arztpraxis gemeint sein, sondern ein wie auch immer gearteter weiterer Server. Ein Punkt, zu dem die Protagonisten der App Egopulse dringend weitere Auskünfte erteilen sollten.
Und dass die Egopulse Deutschland GmbH zwar eine deutsche Homepage betreibt, auf Facebook aber als „Computerunternehmen in Ho-Chi-Minh-Stadt“ (Vietnam) auftritt, lässt Zutrauen in vollmundige Datenschutz-Erklärungen zweifelhaft erscheinen.