Das ist nach einer Veröffentlichung des Internet-Magazins apotheke adhoc vom 30.09.2021 begründet zu vermuten. Dort wird berichtet: „Der Roll-out des E-Rezepts ist vorerst abgeblasen – ob die gesetzliche Frist zur verpflichtenden Einführung am 1. Januar gehalten werden kann, steht in den Sternen. Der Schritt kommt nicht überraschend: Von der Gematik und aus dem Bundesgesundheitsministerium (BMG) kam bisher so gut wie nichts – und das, obwohl die Gematik sonst jeden Zwischenstand bei ihren Digitalisierungsprojekten öffentlich macht. Redet man mit Beteiligten am Projekt, hört man allerdings allerorten hinter vorgehaltener Hand dasselbe: Der Testlauf sei bisher ein absoluter Flop gewesen. Dem Vernehmen nach hat kein einziges echtes E-Rezept den kompletten Zyklus von Ausstellung bis Abrechnung erfolgreich durchlaufen…“
Dies bestätigt die gematik in einer Pressemitteilung vom gleichen Tag. Unter der Überschrift „Testphase zum E-Rezept wird verlängert“ ist zu lesen:
„Die Tests rund um das E-Rezept, die seit Juli 2021 in Berlin-Brandenburg laufen, werden – weiterhin auf diese Region beschränkt – um zunächst zwei Monate bis Ende November verlängert… Wie sich eine anschließende bundesweite Einführungsphase gestaltet, wird im Rahmen der weiteren Testphase entschieden… Der Grund für die Verlängerung der Testphase in der Fokusregion:
…Bislang haben noch nicht alle Anbieter der Praxis- bzw. Apothekenverwaltungssysteme das für das E-Rezept notwendige Update bereitstellen können. Erst dann können diese in Praxen und Apotheken installiert werden…
Bisher haben viele Versicherte außerdem noch nicht die neueste Generation der elektronischen Gesundheitskarte mit NFC-Schnittstelle und dazugehöriger PIN. Karte und PIN der jeweiligen Krankenkasse sind jedoch Voraussetzungen, um die E-Rezept-App der gematik in vollem Umfang nutzen zu können, also Rezepte in der App zu empfangen und zu verwalten.
Dem Bundesgesundheitsministerium liegen seit wenigen Tagen Zusagen weiterer großer Krankenkassen vor, die sich nun ebenfalls aktiv an der Testphase beteiligen werden…
In der bisherigen Testphase wurden Anpassungsbedarfe identifiziert, entsprechende Änderungen erfolgreich vorgenommen. ‚Showstopper‘ wurden nicht gefunden. Mit kontinuierlichen Testsessions – sogenannten ‚Konnekthatons‘ – bietet die gematik zusätzlichen Service und Unterstützung für Softwareanbieter, die weit in der Entwicklung vorangeschritten sind. Die Systeme können so gemeinsam getestet werden, was die Einführung erleichtert.“
Seit Jahren ist die interessierte Öffentlichkeit von der gematik gewohnt, dass unüberhörbare Siegesfanfaren geblasen werden, wenn sie kleinste „Fortschritte“ bei Entwicklung der Telematik-Infrastruktur verkündet. Um so deutlicher fällt die verdruckste Sprache auf, die diese Mitteilung prägt.
Und über die Milliardensumme an Versichertenbeiträgen, die die gematik für ihr Projekt bisher verbrannt hat, dürfen gesetzlich Versicherte man gar nicht erst nachdenken, wenn ihnen Leben und Gesundheit wichtig sind…