„Der Versichertenstammdatendienst ist aktuell in Teilen gestört.“ Diese Meldung ziert seit einigen Tagen die Homepage der gematik. In zwei Pressemitteilungen vom 28.05.2020 und 29.05.2020 wird die Misere umfangreich beschrieben, ohne eine schnelle Lösung des Problems anbieten zu können.
Das Vertrauen der Ärzt*innen in die Telematikinfrastruktur (TI) ist ist nicht besonders hoch. Das macht die Zahl der Praxen deutlich, die sich trotz Sanktionen bei den Honoraren nach wie vor dem Anschluss an die Telematik-Infrastruktur verweigern.
Und dann dies: In vielen der rund 80.000 an die TI angeschlossenen Praxen ist seit 27.05.2020 das Versichertenstammdatenmanagement (VSDM) ausgefallen. Die Konnektoren lassen sich nicht mit der TI verbinden. Ein Abgleich der Versichertenstammdaten ist daher zur Zeit nicht möglich. Laut gematik sollen die Ursachen der Probleme zwar gefunden sein, die gematik ist aber nicht in der Lage , das Problem zu lösen. In der Pressemitteilung vom 29.05.2020 fordert sie „Ärzte, Zahnärzte, Psychotherapeuten und medizinische Einrichtungen“, die von der Störung betroffen sind, dazu auf „selbst zur Lösung bei(zu)tragen… damit die Situation schnell behoben ist“. „Die gematik bittet… um Mithilfe.“ Die Praxis-Inhaber*innen „sollen sich an ihre jeweiligen IT-Dienstleister wenden bzw. auf deren Internetseiten Lösungsansätze verfolgen. Durch dort verfügbare Anleitungen werden betroffenen Ärzte und Einrichtungen dabei unterstützt, Dateien hochzuladen, um die Störung zu beheben. Dieses Update ist zwingend notwendig.“
Ein Armutszeugnis erster Güte!
In einem Beitrag der Ärztezeitung vom 29.05.2020 wird zu Recht mit einem gewissen Sarkasmus festgestellt: „Also alles wieder in Ordnung? Mitnichten. Immerhin sind Schätzungen zufolge rund 80.000 Praxen betroffen. Aufs Vertrauen zahlt die Störung jedenfalls nicht gerade ein, auch weil die gematik mit dem ‚Konfigurationsfehler‘ die Ursache nur oberflächlich benennt. Ein Brancheninsider bezeichnet die Störung sogar als ‚Super-GAU‘… Die eigentliche Feuerprobe für die TI steht… noch aus. Noch sind die Datenströme in der TI überschaubar, doch schon in diesem Jahr sollen Arztbriefe, Notfalldatenmanagement und der elektronische Medikationsplan darüber laufen. Zum Jahresbeginn 2021 steht dann die elektronische Patientenakte ins Haus… Transparente Kommunikation über die Ursache bei Fehlern, wäre da das Mindeste, was sie verlangen dürfen. Erst recht, wenn es am Ende doch die Ärzte sind, die die Störung ausbügeln müssen. Wenn sie es sind, die am Ende die Verantwortung dafür tragen müssen, dass alles richtig läuft. Transparenz kann hier nicht zu viel verlangt sein. Und auch nicht eine Erklärung dafür, warum ein zentrales Problem, das über 80.000 Praxen betrifft, nicht von zentraler Stelle gelöst werden kann.“
Thomas Maus hat in seinem Beitrag in der c’t (26/2019) schon darauf hingewiesen: Wenn das elektronische Rezept nur noch über die TI läuft, wie von Spahn beabsichtigt, dann wird es lebensgefährlich! Dann kriegt man, wenn so was passiert, keine Medikamente mehr.