„Digitalstadt Darmstadt“ und die Sorge der grün-schwarzen Rathaus-Koalition um die Gesundheit ihrer BürgerInnen

Die südhessische Universitätsstadt Darmstadt (grüner Oberbürgermeister, grün-schwarze Koalition wie in Baden-Württemberg) hat sich von der BITKOM, dem Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V., einer Lobby-Organisation der deutschen IT-Unternehmen, den Titel „Digitalstadt“ verleihen lassen. In einem Wettbewerb gegen die Städte Heidelberg, Kaiserslautern, Paderborn und Wolfsburg hatte Darmstadt die Nase vorn. Seitdem betreibt sie voll Stolz eine Homepage mit dem Namen Digitalstadt Darmstadt.

Naive Begeisterung über die schöne neue Digital-Welt paart sich mit Plattitüden. Oberbürgermeister Jochen Partsch (Grüne) gerät bei Digitalstadt Darmstadt ins Schwärmen: „Wir leben in spannenden Zeiten, denn wir erleben ein ganz eigenes Kapitel der Geschichte hautnah mit. Die Digitalisierung verschiebt sich zunehmend in alle Lebensbereiche und Teile der Bevölkerung. Die Chancen und Potentiale sind enorm. Nicht minder groß sind die Herausforderungen, die die digitale Lebensreform mit sich bringt. Die Wissenschaftsstadt Darmstadt hat eine lange Historie, sich den Zeichen der Zeit zu stellen und sowohl technologischen Wandel zu leben als auch ihn voranzutreiben. In Darmstadt greift man wortwörtlich nach den Sternen und schafft die Voraussetzungen, dass die Digitalisierung für unsere Gesellschaft auf sinnvolle und nachhaltige Weise nutzbar wird…“ Das Darmstädter Echo vom 30.07.2017 stellt dazu fest: „Vergleichsweise konkret sind Aussagen von Oberbürgermeister Jochen Partsch für den Bereich Gesundheit. Er kündigte die Schaffung einer ‚intuitiven Datenplattform‘ an, über die jeder Bürger jederzeit Zugriff auf seine eigenen Gesundheitsdaten habe und diese anderen, etwa Ärzten, zur Verfügung stellen könne.“

Die Macher der Homepage Digitalstadt Darmstadt machen den Darmstädter BürgerInnen grandiose Zusagen. Unter dem Link Gesundheit ist zu lesen: „Die Digitalstadt Darmstadt hilft ihren Bürgerinnen und Bürgern, gesund zu bleiben und zu werden. Per Smartphone können sie jederzeit auf ihre Gesundheitsdaten zugreifen. Eine cloudbasierte Plattform ermöglicht einen niederschwelligen und barrierefreien Zugang zu unterschiedlichen digitalen Diensten. So ist der Online-CheckIn ins Klinikum Darmstadt möglich. Den sicheren Weg bis auf die Station ermöglicht die digitale Gebäudenavigation. Das Digitale Verordnungsmanagement sorgt bei Entlassung für die notwendigen Hilfsmittel und die Homecare-Versorgung. Der digitale Medikamenten-Lieferservice realisiert die Versorgung über die nahegelegene Apotheke. Über eine wachsende Plattform können Bürger Befunde up- und downloaden und datensicher darauf zugreifen…“

Glänzende Aussichten !?!

Mitgliedes des CCC Darmstadt können sich diesem Hype nicht unwidersprochen anschließen. Unter dem Titel „Apps lösen nicht jedes Problem“ werden sie vom Darmstädter Echo zitiert mit Aussagen wie

  • Nein, die Champagnerkorken hätten nicht geknallt beim Chaos Club, als der Darmstädter Sieg verkündet wurde.“
  • Ein Allheilmittel sehen die Südhessen-Hacker nicht in der Digitalisierung aller Lebensbereiche. ‚Nicht jedes Problem wird behoben, wenn man eine App darauf wirft‘.“
  • „‘Eine Plattform für Gesundheitsdaten, auf die man mit dem Smartphone Zugriff hat – das klingt nicht wie eine gute Idee. Es gibt extrem viele Sachen, die da schiefgehen können.‘ So seien Smartphones sehr unsicher, was den Datenschutz angeht…“

Rechts haben sie, die Leute vom CCC Darmstadt…

 

Schreibe einen Kommentar