Diagnosis Related Groups (DRG) oder : Der marktgerechte Patient

Diagnosis Related Groups (DRG – auf Deutsch: diagnosebezogene Fallgruppen) bezeichnen ein Klassifikationssystem für ein pauschaliertes Abrechnungsverfahren, mit dem „Krankenhausfälle“ (Patienten) anhand von medizinischen Daten Fallgruppen zugeordnet werden.

Die Einführung der sog. DRGs war der radikale Schritt zur kompromisslosen Kommerzialisierung eines Bereichs, der bis dahin stärker von Empathie und Fürsorge getragen wurde. Seither wird der Mensch dort, wo er am Verletzlichsten ist, nämlich als hilfsbedürftiger Patient, den gnadenlosen Prinzipien von Gewinn und Verlust untergeordnet – und das unabhängig davon, ob der Krankenhausträger ein privates Unternehmen oder eine öffentlich-rechtliche Körperschaft ist.

DRGs wurden seit Mitte der 1980er Jahre in verschiedenen Staaten zur Steuerung der Finanzierung des Gesundheitswesens verwendet. In Deutschland das 2003 eingeführte G-DRG-System zu einem Fallpauschalensystem umgestaltet und wird seither zur Abrechnung von Preisen für die einzelnen Behandlungstypen der einzelnen Behandlungsfälle verwendet. Jede Neuaufnahme eines Patienten in Krankenhaus, Rehabilitation und Pflege definiert jeweils einen neuen Fall, der die weitere Behandlung kennzeichnet. Die festgestellten DRG, mit Haupt- und Nebenklassen, werden vom Leistungsträger zum Kostenträger als Abrechnungsgrundlage gemeldet. Die Bemessung der Pauschalen erfolgt in Deutschland ebenfalls auf der Grundlage der Verteilung des verfügbaren Gesamtbudgets. Diese Fallgruppen werden nach dem für die Behandlung im Vorjahr ermittelten durchschnittlichen betrieblichen Aufwand bewertet und abgerechnet.  Weitere Informationen zu diesem DRG-System und seinen Rechtsgrundlagen finden sie hier.

Es gibt zwar zahllose Berichte über skandalöse Zustände in deutschen Krankenhäusern. Häufig fehlt dabei aber der Bezug auf die wesentliche Ursache dieser Zustände: Das seit 2003 verbindliche DRG-System zur Vergütung der Krankenhäuser  durch die sogenannten Fallpauschalen:

  • Jede diagnostizierbare Krankheit hat einen fixen Preis;
  • wer mit möglichst geringen Personal-, Sach- und Organisationskosten die Patient*innen optimal schnell abfertigt macht Gewinn;
  • wer sich auf die Patient*innen einlässt und oder den Krankenhausbeschäftigten Tariflöhne zahlt und gute Arbeitsbedingungen schafft macht Verlust.

Der Verein Demokratischer Ärztinnnen und Ärzte (vdää)  hat in einer informativen Broschüre und in einer Powerpoint-Präsentation dazu nützliche Informationen zur Verfügung gestellt.

Der Arbeitskreis Ökonomisierung im Gesundheitswesen, eine Initiative von Ärztinnen und Ärzten an der Berliner Charité, lädt für Dienstag, 15.01.2019 18:00 Uhr ein zu einer Veranstaltung unter dem Titel 15 Jahre DRG – Ausverkauf der Medizin?

Diesem Problem widmet sich auch der Film Der marktgerechte Patient, der am 08.11.2018 Premiere hatte. In den deutschen Krankenhäusern stehe nicht mehr der Patient sondern das Geld im Mittelpunkt aller Gedanken, sagt der Oberarzt für Anästhesie Peter Hoffmann im Film. „Das Geld ist immer im Hintergrund aller Entscheidungen. Man tut etwas, um die Kosten zu reduzieren oder man tut etwas, um mehr Erlöse, mehr Einnahmen für das Krankenhaus zu generieren. Das Krankenhaus wird geführt wie eine Fabrik. Maximaler Output, minimaler Aufwand, schneller, und der Patient wird zum Werkstück, die Abläufe werden industriell strukturiert, der Patient wird vorne eingefüllt und kommt hinten raus, und zwar bitte ein bißchen schneller.“ Der Film soll nach dem Wunsch der Macher*innen möglichst in allen Ecken der Republik aufgeführt werden. Auf der Homepage vww.der-marktgerechte-patient.org ist alles das an Information zu finden, was Bürgerinitiativen, Vereine und andere interessierte Gruppen wissen müssen, um eine Veranstaltung zu organisieren.

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