Die Industrialisierung des Gesundheitswesens schreitet voran.

Am 15. Feb. 2024 berichtet NTV von einer ‘Pressekonferenz mit Bundeskanzler Scholz und Microsoft-Präsident Smith’.

Quelle https://www.youtube.com/watch?v=oKq9HjzU9FQ

Demnach wird Microsoft in den nächsten zwei Jahren (2024 und 2025) 3.2 Mrd. EURO in Deutschland, vornehmlich in NRW, investieren. Die Summe wird für den Aufbau von Datenzentren und für Schulungen im Bereich der KI eingesetzt.

Der Präsident von Microsoft – Brad Smith – preist die deutsche Wirtschaft in höchsten Tönen. Rund 40% des deutschen BIP werde durch den Export deutscher Produkte erzielt. [ab 06:00] Er schwärmt davon, morgens in Seattle mit seinem deutschen Auto zum Zaharzt zu fahren, wo viele Geräte stehen, die von deutschen Firmen hergestellt wurden. Diese Geräte werden nicht nur vor Ort bei den Zahnärzten eingesetzt, sondern diese Geräte sind auch mit Unternehmen in Deutschland verbunden, um eben Datenaustausch zu gewährleisten. Und das revolutioniere tatsächlich auch die Gesundheitsleistungen in diesem Bereich. Und was für Autos gelte und für den Bereich Medizin sei natürlich ganz entscheidend auch für die Herstellung im Bereich der pharmazeutischen Industrie wichtig.

Die öffentlichen Haushalte haben selbstverständlich ihre Grenzen und das sei genau der richtige Zeitpunkt wo die Privatwirtschaft entsprechend diese Lücken füllen müsse und sollte.

Im Anschluss an den Microsoft-Präsidenten spricht Bundeskanzler Olaf Scholz. Auch er lobt das deutsche Können und das in Deutschland vorhandene Know-how. Und betont die Unterstützung seiner Regierung für innovative Unternehmen und Entwicklungen. Ab etwa Minute [19:48] gehen ihm folgende Sätze über die Lippen:

…Unser Gesetz über den Zugang zu Gesundheitsdaten hat eine Investitionsoffensive großer Pharmahersteller in Deutschland ausgelöst und viele sind dabei, sich Investitionen zu überlegen, weil sie wissen, mit dem Zugang zu diesen Daten, die in der Größenordnung und der Komplexität weltweit einmalig sind, können die wichtigen Fortschritte in der Medizin – auch mit den neuen Technologien (Anm: gemeint ist KI), um die es auch hier bei dieser Investition (Anm: gemeint ist Microsoft) geht, entwickelt werden. Und das gleiche gilt für die Möglichkeiten, schnellerer Genehmigungen für Pharmaforschung zustande zu bringen.

Warum erzähle ich das? Wir brauchen ein offenes Umfeld, in dem schnell und zügig der technologische Fortschritt sich verbreiten kann, weil es die Grundlage ist für unseren Wohlstand, für unser Wachstum in der Zukunft und auch die Grundlage für das ökonomische Erfolgsmodell Deutschlands als sehr exportorientierte Volkswirtschaft….

Deutlicher kann man es nicht sagen: es geht nicht um die Weiterentwicklung des Gesundheitssystems zum Vorteil der Patienten, sondern es geht schlicht um wirtschaftliche Interessen. Gesundheitsdaten sind wertvoll, sehr wertvoll, entsprechend groß sind die Gewinnaussichten und die Profite, die mit der Verwertung der Gesundheitsdaten erzielt werden können. Wenn aus der Forschung mit Gesundheitsdaten dann tatsächlich ein neues Medikament entsteht, wird dies wohl eher ein Medikament für den Massenmarkt sein; Medikamente für seltene Krankheiten stehen nicht im Fokus der Forschung, weil seltene Krankheiten nicht rentabel sind. Die mit unseren Daten erforschten Medikamente werden dann sicherlich nicht kostenlos an uns Patienten abgegeben werden, sondern wir werden auch diese bezahlen müssen. Wir zahlen also zweimal: zuerst mit unseren Gesundheitsdaten und dann noch einmal mit unserem Geld. So geht neoliberale Marktwirtschaft.

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